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Wohnen+

Perspektiven und Nutzungsoptionen von extra Räumen in der Nachbarschaft, 29. April, 18 Uhr, ArchitekturSalon Hamburg

Was bedeutet wohnen? Ist es eine Aktivität, die wir allein, in der Familie oder in der Gemeinschaft vollziehen? Kann sich das Wohnen auf Räume außerhalb des Privaten ausdehnen und gemeinschaftlich organisiert und gelebt werden? Mit dem Fachdiskurs „Wohnen+“ gehen wir der Frage nach, was Nachbarschaftsräume für das Wohnen ermöglichen und wie diese initiiert, gemeinschaftlich organisiert und gelebt werden können.

Wohnen ist eine Form der Raumaneignung, bei der sich Menschen mit den räumlichen Gegebenheiten – mit Dimensionen, Lichtverhältnissen und Möblierung – auseinandersetzen und identifizieren. Mit den rasant wachsenden Stadtstrukturen der Industrialisierung im 19. Jahrhundert ist das Wohnen eng mit bestimmten sozialen und ästhetischen Vorstellungen verbunden. Wohnen beschränkt sich zunehmend auf den privaten Raum, also die eigenen vier Wände.

Mit den sozialen Veränderungen der 1970er-Jahre, gesellschaftlicher Offenheit und alternativen Familienstrukturen entstehen alternative Wohnformen und das Gemeinschaftliche nimmt einen höheren Stellenwert ein. Es ist auch die Zeit der großen Wohnsiedlungen und so berücksichtigen zahlreiche großmaßstäbliche Wohnprojekte den Bedarf an wohnungsnaher Infrastruktur für gemeinschaftliche Aktivitäten. Ein noch heute überzeugendes Beispiel ist Harry Glücks Wohnpark Alterlaa in Wien, der von der Werkstatt bis zum Schwimmbad mit einer Vielfalt gemeinschaftlicher Nutzungen aufwartet und denen Glück eine „bandbildende Funktion“ zuschreibt. Hinter diesen Großprojekten stehen gemeinnützige Siedlungs- und Wohnungsbaugesellschaften. Die Idee des Gemeinschaftlichen gewinnt aber auch durch das Aufkommen selbstorganisierter Baugruppen und -gemeinschaften in den folgenden Jahrzehnten weiter an Bedeutung.

Die aktuell wieder verstärkt diskutierte gemeinschaftliche Raumaneignung im Wohnumfeld bietet Alternativen zu anhaltender Individualisierung und ist eine Antwort auf den Rückzug sozialstaatlicher Gestaltungsansprüche. In neuen Nachbarschaftsräumen werden die Möglichkeiten des gemeinschaftlichen Wohnens erkundet. Hier eröffnen sich neue Perspektiven und Formen der kollektiven Gestaltung und des gesellschaftlichen Miteinanders. Unter dem ökonomischen Druck gestiegener Bodenpreise werden Räume vielfältiger, nachhaltiger und gemeinwohlorientierter genutzt. Doch was ist ein Nachbarschaftsraum? Wer nutzt eine solche Erweiterung des privaten Wohnraums und wofür?

Die ARGE (projektbüro, Altstadt für Alle! e.V. und ArchitekturSalon Hamburg) rund um den Laden 4 – ein extra Raum für die Altstadt lädt zu einem Fachdiskurs, um diesen und anderen Fragen nachzugehen. Der Diskurs richtet sich an ein Fachpublikum aus Praxis und Wissenschaft – Planerinnen in Baugemeinschaften, Quartiersmanagerinnen und Stadtforscher*innen – ebenso wie an alle, die sich für die Möglichkeiten des erweiterten Wohnens in der Gemeinschaft interessieren.

Mit Impulsvorträgen von:

Tim Prins und Rebekka Straetmans (Studio Stad, Maastricht & RWTH Aachen)

Steffen Klotz (coopdisco, Berlin & UAS Frankfurt University of Applied Sciences)

Andrea Staudt (HONSWERK, Remscheid)

Britt Jürgensen (Homebaked Community Land Trust, Liverpool)